Felix Baumgartner, Red Bull Stratos & ein vergessenes Gefühl

Eigentlich wollte ich meine neue Seite erst äußerlich erst weiter voranbringen um hier meine Artikel zu präsentieren, doch dann kam mir ein Medienereignis in die Quere und ließ mich meine Pläne über den Haufen werfen. Deshalb verzeiht bitte die Unvollständigkeit des Äußeren und lest die Zeilen, die ich mir nicht verkneifen konnte, angesichts eines völlig unerwarteten Gefühls.

„I’m going home now“

Das waren die Worte, die gestern mit atemberaubenden Bildern um die Welt gingen. Ich bin auch heute, gut 24 Stunden nach dem Stratos-Sprung von Felix Baumgartner gefesselt. Das Öffnen der Kapsel, dieser Blick nach unten auf unseren Planeten. Und dann ein Mann im Raumanzug, der aufsteht, sich kurz festhält und sich dann seinen Lebenstraum erfüllt. Alleine beim Schreiben dieser Wörter überfällt mich wieder eine kurze Gänsehaut.
Es waren aber nicht nur die Bilder, die mich am Sonntagabend beeindruck(t)en. Nein, denn während Felix Baumgartner in seinem Ballon immer weiter nach oben stieg, ging auch Kilometer weiter unten die Post ab. Die Server von Twitter, Facebook und Youtube liefen wahrscheinlich auf Hochtouren, wie wohl selten zuvor und Millionen Zuschauer fieberten dem Sprung des österreichischen Extremsportlers entgegen. Das war für mich das neue Besondere an dieser Aktion, nicht ein großer TV-Sender, der sich die Exklusivrechte sicherte und wochenlange Vorankündigungen machte, stand im Mittelpunkt, sondern das Event spielte sich medientechnisch gesehen wohl vor allem im Internet ab.

 

Baumgartners Sprung mag aus technischer bzw. wissenschaftlicher keine Mondlandung gewesen sein, allerdings demonstrierte das Event doch deutlich, in welcher Zeit wir Leben. Und meiner Meinung nach, ist das eine ganz wunderbare!

 

So viel Optimismus mag den einen hier vielleicht empören, doch ich habe meine Gründe. In Zeiten von ständiger Berichterstattung über weltpolitischen und anderen Katastrophen auf der einen Seite und Verblödelungs-TV auf der anderen Seite, war die Übertragung der Red Bull-Aktion etwas erfrischend „neues Altes“ Fernseherlebnis. Ich hatte das Gefühl, die halbe Welt hat gerade das gleiche Bild vor Augen.

 

Ich selbst befand mich zur Zeit des Absprungs, indem sowohl Youtube, als auch diverse TV-Sender Höchstquoten verzeichneten mitten auf der Autobahn. Trotzdem mussten ich und mein Kumpel Lukas nicht auf die Livebilder verzichten. Und das ist genau der Punkt, der mich gestern so ins Schwärmen brachte. Zeiten, in denen ich mit meinem Mobiltelefon auf der Autobahn fahrend (natürlich als Beifahrer) live und hochauflösend zusehen kann, wie ein wagemutiger und ehrgeiziger Extremsportler aus fast 40 Kilometern aus einer Raumkapsel springt und dann nur mit einem Spezialanzug und einem Fallschirm mit über 1300km/h auf die Erde zurast, können nicht die schlechtesten sein! Versteht mich nicht falsch, ich weiß wie wichtig die aktuellen Debatten sind. Aber manchmal braucht es einfach eine Verschnaufpause im täglichen Nachdenken über Euro-Rettungsschirme, Plagiats-Affären und Krisengebiete. Klar kann man jetzt Marx, bzw. Lenin zitieren und vom Opium fürs Volk reden. Klar war das alles auch eine riesige PR-Aktion von Red Bull und klar ist mir auch, dass Joe Kittinger vor über 50 Jahren fast das gleiche mit bescheideneren Hilfsmitteln meisterte. Und wie man es auf Twitter von den vielen Nörglern klugen Köpfen erfahren durfte, darf man bei einer Höhe von 39km noch lange nicht vom „space“ reden.

Doch warum soll man nicht mitfiebern, wie eine Kapsel mit einem Heliumballon gezogen wird. Warum soll man nicht begeistert am Bildschirm sitzen, wenn sich die Luke öffnet und man das Blau unseres Heimatplaneten erblickt. Warum soll man nicht versuchen, sich vorzustellen was Baumgartner durch den Kopf ging, als er sich stehend an der Halterung festhielt und nach unten schaute?

Viele Menschen haben aus verschiedenen Gründen einfach verlernt sich zu freuen. Sich sorglos wie ein Kind begeistern zu lassen.

Als Lukas und ich dann die Bilder auf dem iPhone-Bildschirm sahen, wie sich der gute Felix nach unten fallen ließ und schließlich nur noch ein schneller weißer Punkt auf schwarzem Hintergrund war, schoss auch ein wenig Adrenalin durch meinen Körper. Mein erster Gedanke war: „Geil!“

“I wish you could see what I can see. Sometimes you have to be up really high to see how small you are.”

 

Und der Mensch ist auch genauso, er ist nicht nur zum rationalen Denken gemacht. Er soll sich genauso auch freuen, über die Stränge schlagen und muss auch immer irgendwo Kind bleiben.

Wahrscheinlich gab es seit 9/11 kein (TV-)Ereignis, das mehr Menschen gleichzeitig die Sprache verschlag. Doch wo die Anschläge der krasse Negativpunkt des letzten Jahrzehnts waren, ist das aufwändige Millionen-Dollar-Projekt „Stratos“ der Lichtblick in der internationalen Medienwelt.

Festzuhalten bleibt am Ende, dass dies ein Event war, dass man nicht alle Tage zu erleben gibt. Felix Baumgartner ist nun einer der bekanntesten Österreicher weltweit und Red Bull hat den PR-Coup des Jahres gelandet, wenn nicht des Jahrzehnts. Wenn dann noch der ein oder andere Jugendliche dazu angeregt wurde, sich mehr für Wissenschaft, Technik oder Sport zu interessieren, war das Ganze in allem eine Bereicherung nicht nur für alle unmittelbar Beteiligten.

Mission Accomplished!

Mehr dazu:

http://www.redbullstratos.com/

http://de.wikipedia.org/wiki/Red_Bull_Stratos

http://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_Excelsior

 

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