Weitere Kritik zu “Man of Steel” von Matthias (mertyr)

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Titel: Man of Steel (143 min.)

Regie: Zack Snyder

Genre: Action, Comic

Cast: Henry Cavill, Amy Adams, Russel Crowe, Kevin Costner, Laurence Fishburne

Story: Als kleiner Junge erfährt Clark Kent, dass er von einem weit entfernten Planeten stammt und übernatürliche Kräfte besitzt. Doch seine Fähigkeiten sind nicht nur ein Vorteil für Clark. Als junger Mann sucht er seinen Platz im Leben und kämpft gegen die Stellung als Sonderling. Als eine ernsthafte Bedrohung von Clarks Heimatplaneten die Erde heimsucht, findet er schließlich seine Rolle. Nur er kann den Untergang der Welt abwenden.

Eigentlich sollte es DC viel leichter fallen ihre Comics auf die Leinwand zu bringen als ihren  Konkurrenten bei Marvel. Während Marvel in den frühen 2000ern aufgrund von Geldproblemen die Filmrechte für die meisten ihrer Haupthelden verkauft hat (z.B. “Spiderman”, “X-Men” und die “Fantastic Four”), hatte man bei DC schon immer alle Rechte unter einem Dach und als Tochterfirma von Warner Bros. auch noch gleich ein passendes Filmstudio auf seiner Seite. Und anfangs sah es auch gut aus. 1978 brachte man Superman das erste Mal mit großem Budget auf die Leinwand. Noch heute gilt dieser Film als einer der besten Comicverfilmungen. Drei Fortsetzungen folgten, die qualitativ aber immer weiter abbauten. 1989 gelang dann dasselbe mit Batman. Auch dieser Film wurde zum Erfolg, baute dann aber in den 3 Fortsetzungen immer weiter ab. Dann wurde es eine Zeit lang ruhig um die Superhelden von DC und erst 2005 kam es zu einem Reboot der Batman Reihe mit “Batman Begins”. 2006 folgte dann “Superman Returns”. Anders als beim Dark Knight entschied man sich hier aber nicht für einen kompletten Reboot, sondern drehten ein Sequel zu den ersten beiden Superman Teilen (Teil 3 und 4 wurden einfach ignoriert). Dieses Konzept ging aber nicht wirklich auf und während man Batman Begins durchaus als Erfolg werten kann und ihm noch 2 Fortsetzungen spendierte, wurde es ruhig um das Supermanfranchise (zumindest auf der großen Leinwand. Im TV hingegen lief Smallville einigermaßen erfolgreich für beeindruckende 10 Staffeln). Nun hat Marvel in den letzten Jahren allerdings bewiesen, dass das richtig große Geld in einem mehrere Filmfranchise umspannenden Storyuniversum liegt und man brachte DC so in eine missliche Lage. Nicht nur, dass Marvel das geschafft hat, was DC eigentlich viel leichter fallen müsste, schaffte es DC nicht so schnell einen Justice League Film zu realisieren, wie man wahrscheinlich eigentlich gern gewollt hätte. Zunächst mal gab der letzte Teil der Dark Knight Trilogie von Christopher Nolan im selben Jahr wie “Avengers” in die Kinos und beendete damit das Batman Franchise vorerst ohne eine Verbindung zum restlichen DC Universum herzustellen. Außerdem hatte man 2011 noch versucht mit “Green Lantern” ein weiteres Filmfranchise aufzubauen und ist dabei so glorreich gescheitert, dass man die Marke voll ohne ein komplettes Reboot erstmal nicht mehr nutzen kann. Beide Herren sind aber ein durchaus wichtiger Bestandteil der Justice League. Das hinderte DC aber nicht daran, dennoch zu verkünden, dass man von jetzt an auf einen Justice League Film hinarbeiten wolle.

Der Startpunkt hierzu soll “Man of Steel” werden. Ein kompletter Reboot des Superman Charakters. Und damit auch ja nichts schiefgeht, ließ DC schwere Geschütze auffahren. Als Storyschreiber verpflichtete man das Team aus Christopher Nolan und David S. Goyer, deren Story zu The Dark Knight 2008 von vielen Kritikern als die erste ernstzunehmende Comicverfilmung gefeiert wurde. Ich kann mir vorstellen, dass Warner Bros. Christopher Nolan auch auf dem Regiestuhl wollte, dieser lehnte aber wohl ab. Einen würdigen Ersatz fand man allerdings in Zack Snyder, der, zumindest visuell, wohl zu einem der besten Regisseure unsere Zeit zählen dürfte. Seine Comicsporen verdiente sich Snyder schon 2009 mit der Verfilmung von “Watchmen” (übrigens das einzige Comicbuch, das es auf die Liste der “All-Time 100 Greatest Novels” des Time Magazines geschafft hat) und obwohl die Verfilmung auch ihre Schwächen hat, kann man sie durchaus als gelungen betrachten. Für die Filmmusik ist Hans Zimmer zuständig, über den ich an dieser Stelle wohl nicht mehr viele Worte verlieren muss. Was kann bei einer solchen Riege an Filmemachern also noch schiefgehen? Nach Sichtung des Films kann ich bestätigen: Leider einiges. Wobei man die Schuld hier nicht bei Zack Snyder und Hans Zimmer zu suchen hat. Rein audiovisuell gesehen ist der Film ein Meisterwerk. Zack Snyder lässt ein Bildfeuerwerk nach dem anderen auf den Zuschauer los und inszeniert gerade zum Schluss hin eine Zerstörungsorgie, die sogar die Showdowns von “Transformers 3″ und “Avengers” in den Schatten stellt. Nein, bildtechnisch bekommt man hier einiges geboten. Das eigentliche Problem bei diesem Film liegt im Skript. Nun muss ich dazu sagen, dass ich kein kompletter Comicnerd bin, der daheim Boxen voller Comics stehen hat, aber ich lese in meiner Freizeit ab und zu gern mal die ein oder andere Geschichte. Trotzdem kann ich sagen: Christopher Nolan und David S. Goyer, die bei Batman noch so gute Arbeit abgeliefert haben, haben den Charakter Superman einfach nicht verstanden. Ich weiß nicht, wie sich die Herren auf das Schreiben der Story vorbereitet haben, aber das ist der Eindruck, der bei mir nach 143 min Film geblieben ist. Ich werde jetzt nicht jede Kleinigkeit aufzählen, die mich an dem Film gestört hat, aber ein paar Sachen will ich trotzdem ausführlicher besprechen.

Fangen wir also beim Anfang an. Der Film macht sich die Mühe, die Entstehungsgeschichte von Superman erneut zu beleuchten. Meiner Meinung nach hätte es das nicht gebraucht, da diese Geschichte wohl schon oft genug erzählt wurde und den meisten Kinogängern geläufig sein sollte. Ich persönlich wäre mehr ein Fan von einer kurzen Zusammenfassung gewesen, wie sie z.B. Grant Morrison in der ersten Ausgabe seiner fantastischen “All Star Superman” Reihe gemacht hat. Er hat es geschafft die Geschichte auf gerade mal eine Seite und acht Wörter zu kürzen, und dennoch genau ins Schwarze zu treffen: “Doomed Planet. Desperate Scientists. Last Hope. Kindly Couple.”. Aber sei‘s drum, die Geschichte wird erzählt also können wir auch drüber reden. Es gibt auch tatsächlich ein paar Unterschiede. Zudem wird Krypton nicht mehr durch eine Naturkatastrophe zerstört, sondern weil die Kryptonier auf ihrer Suche nach Ressourcen den Planetenkern abgebaut haben. Keine schlechte Idee, leider weiß der Film nicht wirklich etwas damit anzufangen. Jor-El versucht also den hohen Rat von Krypton davon zu überzeugen, dass es mit dem Planeten zu Ende geht und sein gerade neu geborener Sohn Kal-El die einzige Hoffnung für den Planeten ist. Auf diesem Krypton ist es nämlich so, dass Nachkommen nur noch künstlich erzeugt werden und jedem Kind schon vor Geburt eine Rolle in der Gesellschaft zugeordnet wird. Kal-El wird aber auf natürliche Art geboren und kann somit frei über sein Schicksal entscheiden.

Wiederum keine schlechte Idee, leider weiß der Film nicht wirklich etwas damit anzufangen. Wieso eine natürliche Geburt Krypton retten soll, hab ich entweder nicht mitbekommen oder es wurde im Film nicht wirklich erklärt. Auf jeden Fall stürmt mit General Zod der Bösewicht dieses Films in die Versammlung und verkündet einen Militärputsch. Jor-El und Zod sind zwar alte Freunde, aber in dieser Sache nicht ganz einig und deshalb kommt es zum Kampf. Hier sehen wir die Reboot Seite von Jor-El, der plötzlich mehr wie ein Actionheld aussieht als wie ein Wissenschaftler und sich gegen seine Angreifer zur Wehr setzt. Woher er das gelernt hat, wo doch die Rollen in der Gesellschaft vorgeschrieben sind, wird nicht erklärt. Jor-El kann aber entkommen, indem er auf einem Dinosaurier wegfliegt. Jetzt ist das nur eine kurze Szene und wäre der Rest des Films gut, würde ich mich daran auch nicht so stören, aber es ist einer der besten Beweise, warum das Skript die Vorlage nicht wirklich verstanden hat. Wir haben also Krypton, welches eine Gesellschaft darstellen soll, die von der Wissenschaft zum Wohlstand geführt wurde. Wir haben eine Gesellschaft, die der Menschheit deutlich voraus ist und sie reiten auf Dinosauriern. Wie die Aliens in Avatar, die als absolut naturverbunden dargestellt wurden. Jor-El entkommt also auf seinem Flugsaurier und kann die Rakete mit Kal-El Richtung Erde schießen. Der Putschversuch von General Zod scheitert und er wird in die Phantomzone verbannt. Und hier haben wir auch gleich den wahrscheinlich größten Style over Substance Moment im ganzen Film. Im Superman-Film der 70er Jahre war die Phantomzone noch wie eine Glasplatte, in der die Gefangenen hilflos durchs Weltall trieben. Im Reboot passiert folgendes: Die Gefangenen werden individuell eingefroren. Jeder gefrorene Gefangene bekommt ein eigenes Spaceshuttle, mit dem alle auf ein größeres Raumschiff gebracht werden. Dieses Raumschiff fliegt dann durch ein Portal in die Phantomzone. Warum der ganze Aufwand? Weil‘s gut aussieht, wahrscheinlich. Kurz darauf implodiert der Planet Krypton und die Geschichte geht auf der Erde weiter. Alle Kritikpunkte die ich bis jetzt aufgezählt habe, mögen klein erscheinen und wie ich oben schon geschrieben habe, wäre der Rest des Films gut, könnte ich über diese Sachen wahrscheinlich hinwegsehen. Aber leider geht es mit diesem Film danach nur noch weiter bergab. Ich werde auf eine weitere detaillierte Storybesprechung verzichten, da ich das Review spoilerfrei halten will und widme mich nur noch ein paar meiner großen Kritikpunkte des restlichen Films. Machen wir doch gleich mit General Zod und damit dem Hauptantagonisten weiter.

Zod wurde hier wahrscheinlich nur gewählt, weil man mit ihm die gewünschte Zerstörungsorgie zum Schluss inszenieren konnte (anders als z.B. Bei Lex Luthor) ohne viel Neues erklären zu müssen (wie bei z.B. Darkside oder Doomsday). Trotzdem macht er in dem Film eine gute Figur. Seine Motivation ist  einigermaßen klar und nachvollziehbar und er wirkt auch bedrohlich genug, um es mit Superman aufnehmen zu können. Leider macht der Film einen auf “Transformers” und führt einen Gegenstand ein, der im Film nur den Zweck erfüllt, die beiden Parteien zum Kämpfen zu bringen. Da hätte man auch einen anderen Motivationsgrund finden können.

Kommen wir aber zu meinem Hauptkritikpunkt an diesem Film. Das ist nämlich Superman selbst und die Welt, die um ihn geschaffen wurde. Christopher Nolan und David S. Goyer haben dasselbe versucht, was ihnen schon bei der Dark Knight Trilogie gelungen ist. Sie haben die Welt düsterer und realistischer gemacht. Streckenweise ist ihnen das sogar gelungen, wenn die überwiegende Reaktion auf das Bekanntwerden Supermans Existenz, z.B. Angst ist. Während sich ein düsteres Setting aber perfekt für Bruce Wayne und Batman eignet, ist es für Clark Kent und Superman jedoch fehl am Platz. Beides sind von Grund auf verschiedene Charaktere, werden hier aber gleich behandelt. Clark Kent ist aber nicht Bruce Wayne. Beide haben ihre Eltern verloren, aber Clark Kent hat das lange nicht realisiert und hatte wunderbare Ersatzeltern. Er ist in Kansas aufgewachsen, hatte Freunde und bis zu seiner Teenagerzeit ein völlig normales Leben. Der Film versucht ihn aber als Außenseiter und verbittert darzustellen. Auch hat Clark Kent keine wirkliche Charakterentwicklung, die er durchläuft. Man kann von Sam Raimis ersten “Spiderman” Film halten was man will, aber am Ende war jedem klar, dass aus großer Kraft große Verantwortung entsteht. Für Superman gibt es hier nichts dergleichen zu lernen. Zwar zeigt Jonathan Kent Clark eindrucksvoll, dass er nicht alle retten kann, die er gerne retten möchte, dass wird aber am Ende des Films wieder zunichte gemacht, als Jor-El voller stolz verkündet: “Du kannst sie alle retten”. Der größte Bruch mit dem Superman Mythos entsteht allerdings an anderer Stelle. In der Superman Geschichte ging es schon immer um Hoffnung, darum, dass die Welt an sich ein guter Ort ist. Jor-El fasst es im ersten Superman Film von 1978 gut zusammen: “They can be a great people, Kal-El, they wish to be. They only lack the light to show the way. “. Das Reboot erkennt das sogar an, nämlich wenn Superman Lois Lane erzählt, dass das S auf seiner Brust auf Krypton “Hoffnung” bedeutet. Leider spürt man im Rest des Films nichts von dieser Hoffnung. Nach dem Lesen einer guten Superman Geschichte bin ich davon überzeugt, dass die Welt ein guter Ort ist. Als ich nach diesem Film den Kinosaal verlassen habe, war ich es nicht.

Bild(Kamer, SFX, 3D): Wie weiter oben schon geschrieben, wenn es einen Grund gibt, diesen Film zu sehen, dann ist es das Bild. Zack Snyder arbeitet hier mit seinem größten Budget bisher und egal, wie viel er letztendlich dafür ausgegeben hat, es wirkt als hätte er viel mehr ausgegeben. Man könnte den Film jederzeit anhalten und das ausgedruckte Standbild als Poster aufhängen. Die Kampf und Flugsequenzen übertreffen visuell alles bisher Dagewesene und legen die Latte hoch für zukünftige Blockbuster. Ein Film, den man sich unbedingt in 3D und auf einer möglichst großen Leinwand ansehen sollte.

Sound: Auch bei den Soundeffekten gibt es wenig zu bemängeln. Sie unterstreichen die Bilder perfekt und alles wirkt wuchtig, wie es bei einem Superheldenfilm auch sein sollte. Nur Hans Zimmer enttäuscht etwas. Zwar liefert der bei der Filmmusik grundsolide Arbeit, aber keiner seiner Titel bleibt im Kopf. Auf die Verwendung des ikonischen Superman Themes verzichtet man leider, es soll aber wohl den Rebootcharakter unterstreichen.

Fazit: Ein audiovisuelles Meisterwerk, das storytechnisch leider auf spektakuläre Art versagt. Wer noch nie etwas von Superman gehört hat für den mag ein unterhaltsamer Film herauskommen, für Superman Fans ist dieser Film aber eher ein Schlag ins Gesicht.

Meine Wertung: kleinkleinkleinkleinkleinkleinklein_grauklein_grauklein_grau klein_grau 6,0

Mehr zu Man of Steel: IMDB, Wikipedia

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